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Jeux Dramatiques und Tanz

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Der Tanz gehört seit Urzeiten zu den menschlichen Ausdrucksformen. Er verbindet die Menschen, stärkt die Gemeinschaft und kann tradiertes Wissen enthalten. Der Tanz stärkt aber auch die Verbindung von Körper, Geist und Emotion. Der inneren Bewegtheit kann im Tanz nachgespürt werden. Unser Leib als „Medium zur Welt“ (Husserl) erfährt besondere Aufmerksamkeit.

Die weltweite Vielfalt der Tanzformen lässt sich kaum umfassend aufzählen oder gliedern. Hier wenden wir uns insbesondere Tanzformen zu, die wie die Jeux Dramatiques auf das innere Erleben, den Ausdruck der eigenen Befindlichkeit und das Gemeinschaftserleben zielen. Der Leistungsaspekt, z.B. in Bezug auf Exzellenz oder Athletik, spielt für die Jeux Dramatiques keine Rolle. Jede*r tanzt nach eigenem Befinden und nach eigenen Möglichkeiten.   

Beispielhaft lassen sich einige Tanzformen nennen, die den Jeux Dramatiques gute Anknüpfungspunkte bieten:

  • Ausdruckstanz/ freier Tanz (Rudolf von Laban)
  • Meditativer/ kontemplativer Tanz; spiritueller/ sakraler Tanz (Gabriele Wosien)
  • Traditionelle (Volks-)Tänze/ Folklore, z.B. Kreistänze
  • Modern Dance (Martha Graham), zeitgenössischer Tanz
  • Tanztheater (Pina Bausch)
  • Mixed abled dance
  • Tanz der Gegenwart (Wilna Vesseur)
  • Body mind centering (Bonnie Bainbridge Cohen)
  • Heilpädagogischer Tanz

Anwendungsbeispiele

Folgende Anwendungsbeispiele zeigen, wie der Tanz sich in Jeux-Einheiten integrieren lässt:

Zu Beginn einer Einheit:

  • Ankommen, sich fokussieren, Raumerfahrung machen, sich den noch unbekannten Spielraum ‚ertanzen‘
  • Tanzend Kontakt zu anderen aufnehmen nach dem Prinzip „Vom Ich zum Du zum Wir“
  • Zu Beginn mit Großgruppen: sich begegnen (z.B. Tanzende bilden mit Handfassung eine lange Reihe; man geht in Schlangenlinien, bis alle TN sich einmal vis-à-vis begegnet sind)
  • Kreistänze zu Beginn oder als Abschluss stärken das Gemeinschaftserleben; in festen Spielgruppen können sie als Ritual dienen
  • In transkulturellen Projekten, zum Kennenlernen, um Sprachbarrieren zu vermindern und Gemeinschaft und Freude zu erleben
  • Als Hinführung/Einstimmung auf ein Thema, eine historische Zeit, eine andere Kultur (z.B. höfischer Schreittanz als Einstimmung auf ein historisches Spiel)

Während dem Spiel:

  • Szenen mit Feiern (z.B. „Hochzeitsfest“) mit Musik untermalen, die zum Tanzen einlädt
  • Den Rohstoff (eine Musik, ein Gemälde, ein Gedicht etc.) tanzend interpretieren
  • Spielsequenzen und Tanzsequenzen abwechseln

Nach dem Spiel:

  • Tanzen als Nachspüren nach dem Spiel, als Reflexion an Stelle eines Nachgesprächs
     

Tanz und Musik:

Das Tanzen wird heutzutage oft von Musik oder Rhythmen begleitet. Die Tanzenden setzt die Klänge in Bewegung um und interpretiert die Musik.

Musik kann bestimmte Stimmungen forcieren. Das kann das Erleben verstärken, was manchmal hilfreich ist. Soll der Tanz jedoch als Verarbeitung, als Reflexion auf ein Spielerleben folgen, wäre das ggf. unangemessen. In diesem Fall kann auch ohne Musik getanzt werden, damit die Tanzenden die Bewegungen ganz aus dem eigenen Gefühl entstehen lassen.

Alternativ kann das Tanzen auch durch eine Musikgruppe begleitet werden, die mit ihrer Musikdarbietung dem Tanzgeschehen folgt, aber auch eigene Impulse einbringt. Hier findet ein Wechselspiel zwischen Tanz und musikalischem Ausdruck statt, indem beide Gruppen aufeinander eingehen.

Einsatzmöglichkeiten:

  • Tanzpädagogik, Bewegungspädagogik
  • Körpertherapie, Ergo- und Physiotherapie
  • zur Bewältigung von Lebensaufgaben, z.B. Trauerarbeit, Heilung
  • Religionspädagogik, Spiritualität