Leitbild
Die Jeux Dramatiques verpflichten sich dem Menschenbild der Humanistischen Psychologie nach Carl Rogers und Abraham Maslow. Im Rückgriff auf die Phänomenologie entwirft die Humanistische Psychologie den Menschen als körperlich-leibliches Wesen, das sich bewusst und intentional auf die Welt ausrichtet. Der Mensch ist eingebunden in Beziehungen zu sich selbst, zu Mitmenschen und zur Welt. Er ist ein selbstverantwortliches und nach Selbstentfaltung strebendes Wesen. Ziel der humanistischen Psychologie und ebenso der Jeux Dramatiques ist die sich selbst verwirklichende, schöpferische und ganzheitliche Entfaltung der Persönlichkeit.
Das Spiel gilt als menschliches Grundbedürfnis. Der Mensch strebt von jeher danach, sich auszudrücken und schöpferisch-kreativ zu sein, in Rollen zu schlüpfen und dadurch andere Perspektiven zu erleben. Das gemeinsame Spiel in der Gruppe bietet Möglichkeiten des Probehandelns, leitet aggressive Kräfte um, schafft Entlastung und Verbundenheit. Durch die Hinführung zum Erleben und zum spontanen Ausdruck des Erlebens im Spiel tragen die Jeux Dramatiques zur ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung des Menschen bei.
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An dieser Stelle sei noch eine Passage aus dem Text "Die Pädagogik der Jeux Dramatiques" zitiert, den Heidi Frei und Birgit Jung 2005 verfassten.
"Die Pädagogik der Jeux Dramatiques transportiert Wertvorstellungen. Ein im Ausdrucksspiel erfahrener Mensch ist sensibilisiert in seiner Selbstwahrnehmung und seinem Austausch mit Mitmenschen innerhalb sozialer Gefüge. Kinder und Erwachsene können ihre sozialen, motorischen, sensorischen, sprachlichen, kreativen, intellektuellen und seelischen Fähigkeiten erweitern und in ihre Persönlichkeit einbetten. Im Handlungsprozess des Spiels werden Werte und Normen in einem Kontext erfahren, in der Verarbeitungsphase nach dem Spiel können diese kritisch hinterfragt und verifiziert oder falsifiziert werden.
Ein Grundbegriff, der die Pädagogik der Jeux Dramatiques prägt, ist der Begriff der Freiheit. Alle Mitspieler sind frei in der Wahl ihrer Rolle, im Ausdruck ihrer jeweiligen Befindlichkeit und in der Art und Weise, wie sie am Gruppenprozess partizipieren. Dies legt die Basis für einen demokratischen Umgang im Miteinander der Gruppe. Herausragend an diesem Geschehen ist, dass es nicht nur auf geistiger Ebene, sondern auch auf körperlich-seelischer Ebene stattfindet. Die Pädagogik der Jeux Dramatiques erreicht den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit und ist deshalb geeignet, die Schranken nationaler, intellektueller, körperlicher, geschlechtlicher, religiöser oder altersbezogener Grenzen zu überwinden. Engen und autoritären Erziehungsstrukturen setzt sie freiheitliches demokratisches Handeln entgegen. Kinder und Erwachsene erfahren im Ausdrucksspiel, dass ihrer Persönlichkeit mit Respekt, Offenheit und Liebe begegnet wird, dass ihre Würde , Rechte und Wünsche gleichrangig mit allen anderen Gruppenmitgliedern geachtet werden." (Herv. i. O.)