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Jeux Dramatiques und Theater

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Die Jeux Dramatiques sind eine bekannte Methode in der vielseitigen Theaterlandschaft. Sie teilen mit verschiedenen Theateransätzen gemeinsame Wurzeln, z.B. in ihrem Bezug zu Konstantin Stanislawski.

In mehreren Hinsichten grenzen sie sich von gängigen Theaterdefinitionen ab. Hier sei verwiesen auf fünf Grundsätze, die die Begründerin Heidi Frei formuliert hat:

1. Keine Textbücher, keine Theatertexte
2. Keine Bühne, keine Kostüme
3. Keine Regiekorrekturen, keine Rollenzuteilung, keine Proben
4. Kein „Vorhang auf“
5. Kein Publikum, keine Wertung

Die Minimaldefinition von Theater, A spielt B vor C, gilt nur bedingt, da C, die Zuschauenden, in den Jeux Dramatiques meist auch Mitspielende sind. Die Darstellung vor und für Publikum ist kein zentrales Anliegen der Jeux Dramatiques. Die Jeux Dramatiques bilden daher einen geschützten Raum, in dem die Spielenden keiner Wertung von Außenstehenden ausgesetzt sind. Es kann miterlebende Zuschauer*innen geben. Für sie sind die Jeux-Regeln ebenso gültig, wie für die aktiv Spielenden. Die miterlebenden Zuschauer*innen nehmen am Nachgespräch teil und dürfen ihr eigenes Erleben schildern, ohne andere zu kritisieren oder zu bewerten.

Jeux Dramatiques als Methode zur Hinführung zum Theaterspiel

Die Jeux Dramatiques eignen sich sehr gut, um Laien jeden Alters an das Theaterspiel heranzuführen. Das voraussetzungsfreie Spiel weckt Spielfreude und Freude am Ausdruck. Es ähnelt der Improvisation und lässt sich daher hervorragend zur Ideensammlung und zur Entwicklung von Charakteren und Handlungsfolgen nutzen.

Beginnt dann die Arbeit an einem vorgegebenen Stück, mit einstudierten Sprechrollen, Regieanweisungen, festen Handlungsabfolgen und Absprachen, verlässt man den Bereich der Jeux Dramatiques hin zur Theaterarbeit. Der Fokus verschiebt sich von dem eigenen Erleben der Spielenden hin zu dem antizipierten Erleben der Zuschauer*innen. In der Theaterarbeit wird für andere etwas dargestellt und die Spielenden setzen sich dem fremden Blick aus.

Theateraufführungen mit den Jeux Dramatiques

Im Grenzgebiet zwischen den Jeux Dramatiques und dem Theater können auch die Jeux Dramatiques zur Aufführung gebracht werden. Die Aufführungen erfolgen vor einem wohlwollenden Publikum, das vor Aufführungsbeginn über die Grundzüge der Methode in Kenntnis gesetzt wurde oder dem diese bereits bekannt sind.

Einsatzmöglichkeiten

  • Aufführungen mit der Kleingruppe bis hin zu vielen Teilnehmern
  • bei Festen und Veranstaltungen
  • Events, Schule, Kindergarten
  • Kunst, Musik, Religions- und Museumspädagogik und vieles mehr

Welchen Mehrwert bringen Aufführungen auf der Grundlage der Jeux Dramatiques?

  • Langwierige Proben entfallen. Eine Aufführung kann in den oft herausfordernden Alltag im Kindergarten und in der Schule mit geringem Aufwand umgesetzt werden.
  • Es gibt kein Auswendiglernen des Textes. Die Spielleitung liest begleitend während der Aufführung den Text. Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erwerben, oder Kinder mit Sprachförderbedarf werden entlastet und können sich leicht integrieren.
  • Aufwendiges, zeitintensives Herstellen von Requisiten entfällt. Die Requisiten aus Tüchern und Materialien werden einfach und effektiv unmittelbar vor dem Spiel hergestellt.
  • Die Methode „Jeux Dramatiques“ wird durch eine Aufführung vorgestellt und die pädagogische Arbeit der Einrichtung wird transparent gemacht.
  • Und nicht zuletzt haben die Kinder besondere Freude daran, anderen ihr Spiel auch einmal zu zeigen.

Beispiele

  • Zum Abschluss des Projektes „Köln - unsere Stadt“ führt eine Kitagruppe den Eltern die historische Geschichte „Der Löwe von Köln“ vor.
  • Zu Ostern spielt eine Kleingruppe allen Kindergartenkindern das Bilderbuch „Das schönste Ei der Welt vor“.
  • Auf einem Sommerfest zum Thema „Farben“ führen alle Kinder einer fünfgruppigen Kita das Bilderbuch „Die Königin der Farben“ auf.
  • Zur Einschulung werden die neuen Kinder von den Grundschülern des zweiten Schuljahres mit der Aufführung „Die Raupe Nimmersatt“ begrüßt.
  • Auf einem interkulturellen Fest wird das Lied „Im Land der Blaukarierten“ als Spiel aufgeführt.